07-Kennzeichen: Lohnt sich das rote Nummernschild?

Der sach- und fachgerechte Erhalt eines Klassikers nimmt nicht nur viel Zeit in Anspruch, ein wahrer Oldtimer-Liebhaber lässt sich seine Leidenschaft auch einiges kosten. So ist jeder Halter immer auf der Suche nach Möglichkeiten, ein wenig Geld zu sparen – zum Beispiel über das Beantragen eines 07-Kennzeichens. Ob die Beantragung die Mühe wert ist und inwiefern Vor- und Nachteile sich die Waage halten, können Sie hier nachlesen.

Autor: Max Berger
Position: Verkauf
Aktualisiert: 20.10.2023

Zulassung 07-Kennzeichen: Auflagen, Gebühren und Beantragung

Die deutsche Bundesregierung hat zu Beginn der 90er-Jahre das 07-Kennzeichen eingeführt. Der Grund war die schadstoffabhängige Besteuerung von Fahrzeugen, die den Erhalt der meisten Liebhaberfahrzeuge unbezahlbar gemacht hätte. Das rote Nummernschild ermöglicht im Zuge dieser Novellierung eine “Kurzzeitzulassung” von Fahrzeugen mit Oldtimerstatus. Die Nutzung des 07er Kennzeichens ist daher keine Zulassung im rechtlichen Sinne.

Das rote Kennzeichen mit den Ziffern 07 gilt seither als Alternative zum klassischen H-Kennzeichen. Doch was unterscheidet die beiden Tafeln, wie beantragt man das rote Nummernschild und welche Auflagen muss man erfüllen, wenn man keine Lust auf hohe Bußgelder hat? Diese Fragen und mehr beantwortet das Team von Limora.

07-Kennzeichen: Auflagen und Vorrausetzungen

Damit man als Fahrzeughalter ein 07-Kennzeichen erhält, gilt es einige Voraussetzungen zu erfüllen, die aber je nach Zulassungsstelle und Bundesland variieren können. Hier finden Sie der Vollständigkeit halber deshalb gleich alle möglichen Auflagen, die man deutschlandweit finden kann:

  1. Das Fahrzeug muss mindestens 30 Jahre alt sein. Das heißt, die Erstzulassung muss mindestens 30 Jahre zurückliegen.
  2. Einzutragende Fahrzeuge müssen identifizierbar sein. Zum Beispiel durch ZB1 und ZB2. Einige Zulassungsstellen erlauben auch ausländische oder abgelaufene Zulassungspapiere.
  3. Es muss wie beim H-Kennzeichen ein positives Oldtimer-Gutachten nach § 23 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vorliegen.
  4. Jede Fahrt muss in einem Fahrtenbuch dokumentiert werden, das auf Verlangen vorzulegen ist.
  5. Die Kfz-Steuer für das rote Oldtimer-Kennzeichen beträgt wie beim H-Kennzeichen pauschal 191 Euro pro Jahr (46 Euro für Motorräder) und muss natürlich auch bezahlt werden.
  6. Eine Versicherungsbestätigung für rote Kennzeichen (eVB-Nummer) wird benötigt, einige Zulassungsstellen möchten auch die Police sehen.
  7. Ein formloser schriftlicher Antrag mit Begründung des Bedarfs wird gefordert.
  8. Eine Einzugsermächtigung für die Kraftfahrzeugsteuer (SEPA- bzw. Kombimandat mit IBAN und BIC) wird benötigt.
  9. Damit gesichert ist, dass das Nummernschild nicht missbräuchlich verwendet wird, ist auch ein polizeiliches Führungszeugnis bei der Eintragung vorzulegen.
  10. Ein geeigneter privater Stellplatz muss vorzuweisen sein.
  11. Der Auszug des Flensburger Punkte-Kontos muss vorgelegt werden und darf nicht viele Einträge aufweisen.

07-Kennzeichen: Kosten und Gebühren

Die Gebühren für die Erteilung eines roten 07-Kennzeichens liegen derzeit bei 118,80 Euro (Stand 28.01.2022). Direkt bei Anmeldung bekommt man auch ein Fahrtenbuch und einen Fahrzeugschein für die eingetragenen Oldtimer dazu. Eine Neuausstellung für ein Fahrtenbuch beträgt derzeit um die 5,00 Euro. Falls sich etwas an Ihrem Fahrzeugbestand ändert und deshalb ein neuer Fahrzeugschein ausgestellt werden muss, beträgt die Gebühr dafür derzeit 11,80 Euro. Das 07er Kennzeichen wird auch für Motorräder ausgegeben.

07-Kennzeichen beantragen – wie geht das?

Um die 07er-Schilder zu beantragen, müssen alle oben genannten Voraussetzungen erfüllt werden. Darüber hinaus müssen noch die klassischen Unterlagen bereitgestellt werden, die bei jeder Zulassungsstelle immer benötigt werden. Dazu gehören:

  • Ausweispapiere des Fahrzeughalters
  • Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) und II (Fahrzeugbrief) von jedem Kraftfahrzeug, welches mit dem 07-Kennzeichen fahren soll
  • Nachweis des Eigentums der Fahrzeuge, die zugelassen werden sollen

Die Beantragung des roten Kennzeichens erfolgt dann je nach Wohnsitz bei Ihrer Zulassungsbehörde vor Ort, im Kreis- oder Landratsamt.

Es lohnt sich dabei unbedingt, vorab Kontakt mit den Mitarbeitern der Zulassungsstelle aufzunehmen, um zu prüfen, ob alle relevanten Dokumente vorliegen. Einige Kfz-Zulassungsbehörden haben nämlich abweichende Anforderungen und verlangen zum Teil auch viel höherer Gebühren für die Zuteilung. Ein Anruf kann so nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparen.

Ist das 07-Kennzeichen ein Ersatz für das H-Kennzeichen?

Nein. Ein 07-Kennzeichen bietet bei Weitem nicht die Möglichkeiten, die ein H-Kennzeichen mit sich bringt. Denn die Nutzung des 07er-Kennzeichens ist stark beschränkt. Man darf damit nur …

  • zu Oldtimertreffen fahren,
  • an Ausstellungen teilnehmen,
  • bei offiziellen Ausfahrten und Oldtimer-Rallyes mitfahren
  • und Wartungs- sowie Reparaturfahrten tätigen.

Nicht erlaubt sind:

  • private Ausfahrten
  • Fahrten in den Urlaub, pendeln zur Arbeit
  • Fahrten vom Oldtimertreffen zum Hotel

07-Kennzeichen: Wer darf fahren und was gibt es sonst noch zu wissen?

  • 07er-Kennzeichen erstmal auf Bewährung

In manchen Zulassungsstellen gibt es eine einjährige Probezeit für das 07er-Kennzeichen. Wenn man sich in diesem ersten Jahr nichts zu Schulden kommen lässt, kann die Zulassung bis auf Widerruf unbefristet verlängert werden. 

  • Null-Punkte-Toleranz

Wer mehr als 5 Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei vom KBA hat, bekommt ziemlich sicher kein rotes Kennzeichen. Manchmal herrscht sogar eine Null-Punkte-Toleranz.

  • Tankfahrten sind tabu

Wer nur schnell zum Tanken fährt, der begeht einen klaren Verstoß und riskiert ein Bußgeld oder sogar die Aberkennung der Schilder. Wenn man jedoch auf dem Weg zur Werkstatt tankt, dann geht das in Ordnung.

  • Entzug bei unsachgemäßen Fahrten
Einfach tanken, einkaufen oder eine private Spritztour – das alles ist mit einem 07-Kennzeichen tabu und führt zu einem Bußgeld oder gleich der Aberkennung des Schildes.
  • Kein Parken im öffentlichen Raum

Der Nachweis für einen privaten Stellplatz wird bei der Zulassungsstelle nicht ohne Grund verlangt. Denn geparkt werden dürfen Fahrzeuge mit einem roten Kennzeichen nur auf einem privaten Stellplatz.

  • Ermittlung wegen Steuerhinterziehung bei Missbrauch

Bei missbräuchlicher Nutzung kann im schlimmsten Fall sogar wegen Steuerhinterziehung ermittelt werden, da das Kennzeichen ja dann ungerechtfertigte Begünstigungen mit sich bringt.

  • Mitschuld bei Unfällen und Kostenübernahme

Wer mit seinem 07-Kennzeichen entgegen der Auflagen fährt und dann auch noch in einen Unfall verwickelt ist – egal ob schuldig oder nicht –, kann zur Rechenschaft gezogen werden und trotz Kasko-Versicherung auf den Kosten sitzen bleiben.

Für wen lohnt sich das rote Nummernschild?

Das 07-Kennzeichen lohnt sich vor allem für Menschen, die mehr als einen Klassiker besitzen. Denn das rote Kennzeichen ist eine Art Wechselkennzeichen, das nicht auf ein einziges Fahrzeug beschränkt ist.

Wissenswertes: Zudem gibt es auch noch ein rotes Händlerkennzeichen. Davon profitieren Händler, Hersteller und Werkstätten, wenn noch nicht zugelassene Fahrzeuge für eine Probe-, Prüfungs- oder Überführungsfahrt herhalten müssen. Dieses Kennzeichen hat die Nummern 06 vorangestellt. Für reine Sammler ist die 06er Nummer allerdings nicht zu bekommen, weil diese nur an aktiv Gewerbetreibende ausgegeben wird.

Die Vor- und Nachteile beim Oldtimer-07-Kennzeichen

Die Vorteile, wenn man ein 07-Kennzeichen sein Eigen nennt:

  • Man darf, wie beim H-Kennzeichen, mit einem 07-Kennzeichen in die Umweltzone fahren.
  • Das 07-Kennzeichen darf auf mehreren Fahrzeugen genutzt werden.
  • Man bekommt auch für Fahrzeuge eine Zulassung, die andernfalls aufgrund ihrer Dokumentenlage nicht mehr bewegt werden dürften.
  • Die jährliche Hauptuntersuchung (HU) für Fahrzeuge mit 07-Kennzeichen entfällt. Aber der Fahrer ist für den ordnungsgemäßen Zustand des von ihm bewegten Fahrzeugs verantwortlich.

Die Nachteile der roten Wechsel-Nummer:

  • Man darf nicht ins Ausland fahren. Das wird in der Praxis  oft gemacht, aber im Ausland ist  zum Teil mit hohen Bußgeldern und sogar mit der Beschlagnahmung des Fahrzeugs zu rechnen. Das trifft zum Beispiel auf Fahrten nach Frankreich oder in die Benelux-Staaten zu. Bei Rallyes und Ausfahrten im Ausland sollte man den Veranstalter nach seinen Erfahrungen befragen und im Vorfeld eine entsprechende Genehmigung bei der dafür zuständigen ausländischen Behörde einholen.
  • Die Beantragung der Nummer ist mit einem nicht unerheblichen bürokratischen Aufwand verbunden.
  • Es muss ein Fahrtenbuch geführt werden, was recht umständlich ist.
  • Das Kennzeichen muss im Grunde alle 7 Jahre erst ausgesetzt und dann neu beantragt werden. Die KFZ-Briefe, respektive ZB1 und ZB2 der eingetragenen Fahrzeuge verfallen nach 7 Jahren und müssen beim Verkauf des Fahrzeugs erst aufwendig neu erlangt werden.
  • Einige Zulassungsbezirke nutzen dies aus und ergänzen nach Belieben ihre Anforderungen zur Vergabe: z. B. die Forderung nach einer regelmäßigen Hauptuntersuchung, die aber keine rechtliche Grundlage hat. Um das zu umgehen, raten einige Experten dazu, schriftlich einen Antrag auf eine unbefristete, auflagenfreie 07-Zulassung zu stellen.

Fahrzeug anmelden - Welche Dokumente braucht man?

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema auf unserem Youtube-Kanal!

Fazit: 07-Kennzeichen lohnt sich vor allem für Sammler

Neben der zum Teil stattfindenden behördlichen Gängelung und den teils strengen Auflagen spricht vor allem die stark eingeschränkte Nutzung gegen das 07-Kennzeichen. Wenn Sie jedoch mehrere Klassiker oder sehr alte Fahrzeuge (zum Beispiel ohne Lichtanlage) besitzen, dann lohnt sich die Beantragung der roten Nummer in jedem Fall. Denn so kommen Sie um die Hauptuntersuchung herum und können auch offiziell Fahrzeuge präsentieren, die im Grunde nicht mehr ohne Weiteres verkehrstauglich sind. Achten Sie aber bitte trotzdem immer auf die Verkehrssicherheit!